Erster Lehrbeauftragter für Entrepreneurship in der Architektur
Die HafenCity Universität in Hamburg geht mit den ANDERSBERATER:INNEN einen neuen und interessanten Weg. Insofern ist das Jahr 2024 ein besonderes Jahr für die Ausbildung von Architekt:innen. Denn es gab eine durchaus bedeutende Premiere, deren Wirkung für die weitere Entwicklung des Berufs zwar noch nicht abschätzbar ist, jedoch ein großes Potenzial für dessen Zukunft verspricht.
Gemeinsam mit Stefan Scholz (Stadtblick-Architekten, Hamburg und ebenfalls Dozent an der HCU) konnten wir, vertreten durch Carsten Hokema, die erste Lehrveranstaltung durchführen, die die Disziplinen Entrepreneurship und Architektur miteinander vereint.
Auf den Forschungen von Hokema aus den Jahren 2004 bis 2008 an der Technischen Universität Berlin in den Fachgebieten Bauwirtschaft, sowie Stadt und Regionalökonomie basierend, wurde hier ein innovatives Lernmodell umgesetzt, in dem Studierende fortan ihre meist entwerferische Sicht auf die Dinge gegen eine Perspektive von Entrepreneuren tauschen können.
Im Kern geht es bei diesem Modell um die Entwicklung aktiver unternehmerischer Gewohnheiten. Die unternehmerische Perspektive nimmt eine Form der Problemlösung für bestimmte Zielgruppen und einen klaren Kundennutzen in den Fokus.
Fragt man Studierende und auch praktizierende Architekt:innen ganz gleich welcher Generation nach dem Erwerb unternehmerischen Knowhows, dann erhält man in nahezu 100% der Fälle die gleiche Antwort: „Das wurde uns ja nicht beigebracht. In der Uni lernt man sowas ja nicht und Büro später dann sowieso nicht mehr!“ – Wir haben es hier also mit einem signifikant großen blinden Fleck innerhalb einer gesellschaftlich relevanten Berufsgruppe zu tun, der diese ihre Zukunft und eine große Zahl an Chancen kosten könnte.
Entrepreneurship ist allerdings viel mehr, als eine betriebswirtschaftliche Sicht auf ein Architekturbüro. Entrepreneurship ist die Kunst, in der Welt unternehmerische Chancen zu entdecken und ihr darauf mit einem klaren Nutzen zu antworten.
In diesem Sommersemester (2024) wurde das Problem „Wohnraummangel in Deutschland“ in den Mittelpunkt gestellt. Zur Orientierung und als inhaltlichen Einstieg gab Carsten Hokema eine Einführung in vier verschiedene Grundmodelle, an denen sich die Studierenden mit der Entwicklung ihrer Geschäftsideen orientieren konnten: Das Modell „Standard“ entspricht am ehesten einem klassischen Architekturbüro. Das Modell „Future“ bezieht von Anfang an konsequent nachhaltige Werte und Positionen mit ein. Das Modell „Entrepreneurial“ orientiert sich an dem Aufbau von Startups und das Modell „Smart“ basiert auf den Arbeiten von Conta Gromberg zu „Smart Business Concepts“.
Gleich nach Beginn der Veranstaltung formten nahezu 30 Studierende vier Arbeitsgruppen, in denen sie während des gesamten Semesters fest zusammenarbeiteten und jeweils ein eigenständiges Konzept präsentierten. Der gesamte Prozess wurde als eine Art >> Scrum-Prozess (Wikipedialink) organisiert, in dem drei der Studierenden eigenständig alle Aktivitäten ihrer Kommiliton:innen im Hinblick auf Termine und Abgaben erfolgreich koordinierten.
Hier finden Sie eine kurze Darstellung der vier Geschäftsmodellkonzepte:
„Builder“ – Swipe deinen Baubuddy:
Builder folgt dem Modell Entrepreneurial und ist eine Smartphone Applikation zum Suchen und Finden von Partnern für gemeinsame Bauprojekte. Der Nutzen dieser App. liegt in der erheblichen Erleichterung bei der Gründung und Organisation von Baugemeinschaften für Wohnraumzwecke.
„TRANS:FORM“ – „Office Spaces to living Places“
TRANS:FORM orientiert sich an den Modellen Standard und Future. Es nimmt die Form eines auf die Identifikation, Klassifizierung und Umwandlung von Büroraum in Wohnraum spezialisierten Architekturbüros an. Der Future-Aspekt kommt hier durch die Wiederverwertung bestehender Bausubstanz zum Tragen.
„Raumretter“ – „Leerstand zeigt sich hier, Zuhause entdecken wir!“
Raumretter ist ein Mix aus den Modellen Future und Entrepreneurial. Mit Raumretter wird es für Kommunen, Projektentwickler und Gebäudeeigentümer deutlich leichter, Gebäudeleerstand zu identifizieren und in sinnvolle Bauvorhaben zu überführen. Die Vorteile für die drei Zielgruppen liegen auf der Hand (siehe auch Handbuch „Zukunftslabor Wohnungsbau“ im Downloadbereich).
„HEIMATPLUS ARCHITEKTEN“ – „Gemeinsam statt einsam“
Die HEIMATPLUS ARCHITEKTEN sind am ehesten ein Architekturbüro nach dem Modell Standard und haben ihren Fokus auf die (Re-) Aktivierung von Wohnraum in bestehenden Einfamilienhausstrukturen gelegt. Mit Hilfe von HEIMATPLUS ARCHITEKTEN wird es sowohl für Hauseigentümer mit zu viel Platz und Fläche als auch für Wohnraumsuchende leichter zusammenzufinden und geeignete Lösungen zu realisieren.
Die Ergebnisse dieses Semesters können sich sehen lassen und wurden zudem in dem Handbuch „Zukunftslabor Wohnungsbau“ dokumentiert. Das Handbuch steht auf der Website „Zukunftswerkstatt Planen und Bauen“ im >> Downloadbereich kostenlos zur Verfügung
Ausblick auf das Sommersemester 2025
Im Sommersemester widmen wir uns dem Modelltyp des „Smarten Business“ und fördern insbesondere den individuellen Unternehmergeist der Architekturstudierenden, denn ein smartes Business wird aus ganz bestimmten Gründen primär von Einzelpersonen kreiert und betrieben.
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